Ein Ritual, dem in den 80ern eine Zeitlang fast jede neue Jeans gnadenlos unterzogen wurde, war die unmittelbar nach dem Kauf durchgeführte Spezialbehandlung in der Badewanne, um dem Kleidungsstück einen bestimmten Effekt zu verleihen. Die enorme Beliebtheit der verwaschenen Optik führte dazu, dass nicht wenige von uns ihre gerade erst erworbenen Jeans sofort unwiderruflich ruinierten.
Ja, aus heutiger Sicht kann man es wirklich nicht anders bezeichnen. Kaum zu Hause angekommen, wurde die Hose in der Badewanne ausgebreitet und leicht mit Wasser bedeckt. Dann kam der beherzte Griff zum Entfärber. Dieser bestand aus einem chemisch riechenden, weißen Pulver, das ungleichmäßig über die nasse Hose gestreut wurde. Besonders natürlich im Bereich der Oberschenkel, wovon man sich erhoffte, den angesagten „Stone Washed Effekt“ zu erzielen. Manche schworen auch auf Domestos oder andere Mittelchen.
Nach einer längeren Einwirkzeit wurde die Hose mehrfach ausgespült, und jedes Mal hoffe man, einen professionellen Look damit erzielt zu haben, der alle neidisch machen würde. Aber Pustekuchen. Anstelle der ursprünglich gerippten Jeansoptik hatte man nun ein Prachtstück, das fast einheitlich hellblau verfärbt war. Mit ineinander übergehenden Nuancen, als hätte sich ein expressionistischer Malervirtuose mit hellblauer Farbe und unterschiedlichen Mengen Deckweiß an ihr ausgetobt. Der typische Jeanseffekt war dahin, und die gewünschten hellen Stellen am Oberschenkel hatte man auch nur unzureichend bis gar nicht erzielt. Stattdessen war der gesamten Hose ein Großteil ihrer Farbe entzogen, die sich dann auf dem Grund der Badewanne wiederfand und von dort auch nur schwer wieder zu entfernen war.
Dem einen oder anderen mag das Resultat vielleicht sogar gefallen haben oder er hatte tatsächlich die perfekte Methode gefunden, aber für mich war es jedes Mal wieder dieselbe Enttäuschung. Aber habe ich daraus gelernt? Nein, lange Zeit nicht. Denn natürlich konnte es nur an der falschen Einwirkzeit gelegen haben, oder das Wasser war zu warm oder zu kalt, oder das Pulver war nicht richtig auf dem Stoff verteilt, oder oder oder. Beim nächsten Mal war ich sicher, es besser zu machen. Und wurde dann doch wieder genauso enttäuscht wie zuvor.
Natürlich trug ich die Jeans dann trotzdem bis zum bitteren Ende, weil es alle anderen ja auch taten. Aber objektiv betrachtet sahen die meisten Ergebnisse alles andere als gelungen aus.
Bildquelle: Wikihow
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